Roermond – Bummel in der Altstadt

In NRW ist die Stadt an der Maas vor allem durch das Outlet Center mit den Markenläden bekannt. Dabei sind es von dort nur fünf Minuten in die Altstadt, die einiges zu bieten hat. Der große „Mund“ (niederländisch: mond) begleitet einen als Logo.

Die niederländische Stadt blickt auf eine lange, wechselvolle Geschichte zurück, die im „Historiehuis“ auf wenig Raum gut dokumentiert ist. Die Ausstellung ist in der Stadtbibliothek untergebracht. Dort erfährt man, dass die Anfänge des Ortes bis in die Römerzeit zurückreichen. Im Mittelalter florierte Roermond durch den Handel und schloss sich 1441 dem Bund der Hansestädte an. Später kam die Stadt unter wechselnde Herren, wurde von Spanien besetzt, mal Belgien, mal Frankreich, mal den Österreichischen Niederlanden zugeschlagen. Der Bürger Nicolaas Smits wude 1835 hundert Jahre alt. Er hatte sechs (!) Staatsangehörigkeiten, ohne jemals fortgezogen zu sein.

Die Wehranlangen der Stadtmauer sind auf dem alten Plan gut zu erkennen. In der Bischofsstadt war der Katholizismus eine starke Kraft . So ist auch das Bild mit dem Auge zu erklären: „Gott sicht mich. Hier wird nicht geflucht.“

Die Innenstadt verfügt über zwei bedeutende Kirchen. Das imposante Liebfrauen-Münster aus dem 13. Jahrhundert, im romanischen Stil erbaut, war leider geschlossen. Ich konnte nur durch die Glastür einen Blick hinein werfen.

Eine Menge stattlicher, unter Denkmalschutz stehender Gebäude verschiedenster Stile schmückt die Altstadt, allen voran das Rathaus (1700) am Markt mit Glockenspiel-Türmchen auf dem Dach. Mit den vielen hübschen Fassaden im Jugendstil hatte ich nicht gerechnet.
An einem Mittwoch war die City recht leer. Karten an vielen Stellen erleichtern die Orientierung. Alles ist sauber und gepflegt. Es gibt eine Vielzahl an kleinen Geschäften, die zum Stöbern einladen.

Ein unerwartetes Highlight für mich war die St. Christoffels-Kathedrale, direkt am Weg zum Outlet-Center, wegen ihrer wunderbaren Glasfenster. Eine Figur des Namenspatrons strahlt golden auf ihrem Turm. Dieser wurde 1945 von den Deutschen einen Tag vor ihrem Abzug gesprengt und die Kirche dabei stark beschädigt. Trotz der Ziegelbauweise ist der Bau deutlich älter als vermutet, er wurde 1410 im gotischen Stil begonnen.
Die meisten Fenster wurden offenbar nach dem Krieg angefertigt. Die Darstellung von Menschen im KZ, Häftlinge in Lagerkleidung und ihre Bewacher mit Totenköpfen, fand ich sehr bewegend.

Die Christoffel-Kathedrale ist im Winter nur eingeschränkt geöffnet, unter der Woche von 14 bis 17 Uhr. Für einen Imbiss lohnt es sich, „De Pastorie“ direkt nebenan zu besuchen, ein Cafe/Bistro im ehemaligen Pfarrhaus. Dahinter am Grünstreifen befinden sich Reste der Stadtmauer.
Wie viele Menschen wohl vom fünf Minuten entfernten Shoppingtempel den Weg zu all diesen interessanten Zeugen der Geschichte finden?